Samstag, 14. April 2018


The Oh!chestra im Internationalen Theater Frankfurt, 13.04.2018

(Foto: herzogrecords)

Einzigartiges musikalisches Flair im Internationalen Kulturzentrum


Das Internationale Theater am Rande des Frankfurter Stadtteils Bornheim hat seit seinem Bestehen im Jahre 1987 eine bewegte und bewegende Geschichte hinter sich. Immer mal wieder vor dem Aus, aber immer wieder durch Initiativen aus der Frankfurter Bevölkerung in ihrem Bestand gesichert, finden hier Gastspiele aus aller Welt statt:  Gesang, Sprache, Konzerte und Tanz, Filme und Lesungen, im Schnitt 150 an der Zahl pro Jahr, davon 100 Gastspiele aus 25 Kulturen. Ein wunderbarer Raum für 150 Personen mit erhabener Bühne und einem einladenden, freundlichen Flair.


The OH!chestra-Vierhändig (man müsste eher von Vielhändig sprechen) besteht aus Florian Wäldele (Tasten) und Florian Dressler (Perkussion) und ist eine Formation, die unter diesem Namen seit etwa fünf Jahren, als TheOhOhOhs aber schon seit 15 Jahren die internationale Musikszene begeistert und bereichert.

Eigentlich ein kammermusikalisches Ensemble, schaffen es doch die beiden Fingerkünstler mit kleinen elektronischen Hilfsmitteln, das sei eingeräumt, einen raumfüllenden Klang zu erzeugen, der manchem herkömmlichen Orchester zur Ehre gereichen würde. Von klassisch, melodiös mit romantischer Innigkeit bis Techno-rasanten und gnadenlos vorantreibenden Beats, von vertrackten Rhythmen, Cha-Cha-Chas, Fandangos, spanischen Tänzen und lateinamerikanisches Flair bis zu Schubertiaden, Bachscher Kontrapunktik und impressionistischen Einlagen im Stile eines Debussys: All das und noch viel mehr vereint dieses Duo in ihrer Musik und schafft damit ganz neue, noch nie gehörte Ton- und Klangerlebnisse.

Gleich zu Anfang boten Beide ein neu komponiertes Stück, Sound and Fury. Wildromantisch, ein Dialog zwischen zwei Vollblutmusikern, der gleichzeitig das Publikum mit einbezog. Man spürte hier bereits, dass ein großer Event bevorstand. Vier zu Drei und Floating Schubert, Ohrwürmer der Extraklasse erfuhren eine Neuinterpretation, erfrischend und unglaublich expressiv. Vor allem Floating Schubert, eine Eigenkomposition des Pianisten, strotze nur so vor Lebendigkeit, gepaart mit dahin schmelzender Poesie.

Mit Peak District erfuhr ein zweites Stück seine Uraufführung. Irgendwie spanischer Flamenco eingebettet in eine Sonatenform, die an Domenico Scarlatti, einem Vielschreiber am spanischen Hof im frühen 18. Jahrhundert, erinnerte. Eine vertrackte Mischung aus höchst virtuosen Elementen und tänzerischer Noblesse. Dazu eine rhythmische Einlage auf Holz vom Pianisten mit gleichzeitiger Bearbeitung der Tastatur des Flügels: Das Orchester wurde hier seinem Namen über Gebühr gerecht. Ein Stück, das absolut begeisterte.

Die Mondscheinsonate à la The Oh!chestra  leitete den furiosen Zweiten Teil des Abend ein. Ein Repertoirestück, das bereits zum Markennamen dieser Formation geworden ist. Wahnsinn, nicht nur Beethoven hätte seine Freude an dieser eigenwilligen Lesart seines berühmten Presto agitato gehabt. Auch das Publikum war begeistert.

Rondo war das dritte neu gefasste Stück des Ensembles an diesem Abend. Ein akkordisches, mit klarer melodischer Linie versehenes Werk, liedhaft, aber immer wieder unterbrochen durch gefühlsmäßige Eruptionen. Man war an die Frühwerke Robert Schumanns erinnert, an seine Fantasiestücke, an Frauen, Liebe und Leben. Aber das mag eine sehr subjektive Empfindung sein. Auch Rondo überzeugte auf der ganzen Linie und gehört absolut ins Repertoire des Ensembles.

Florian Wäldele, Florian Dressler (The Oh!chestra)

Mit Fighting Demons und Partita Tech folgten bereits bekannte Stücke, die in der CD (The Oh!chestra-Vierhändig) in perfekter Manier zu hören sind. Live aber wirkten beide wie aus einer anderen Welt. Mit zwei Zugaben und standing Ovations verabschiedeten sich die beiden Musik- und Klangkünstler, die aus der avantgardistischen wie populären Musikwelt nicht mehr wegzudenken sind. Man erwartet eine neue CD und mehr Auftritte vor großem Publikum. 

Das wohl einzigartige Orchester-Duo tritt am 20. April im Frankfurter Nachtleben als The OhOhOhs auf. Man kann es nur wärmstens empfehlen.


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